Durch die neue Veranstaltungsreihe „Friedberger Forum“ wird ein römisches Grabmal besonders in den Mittelpunkt gerückt. Die Grabstein-Inschrift weist auf den ersten, namentlich bekannten und dokumentierten “Derchinger” hin, der ca 150 nach Christus lebte. 

Unter dem Thema –  “Roms langer Arm: Ein hoher Vertreter des Fiskus auf einem Grabstein aus Friedberg-Derching” – begann der erste Vortrag im Rahmen des „Friedberger Forums“.  Hierbei sollen von Experten, Objekte des Museums im Wittelsbacher Schloss in Friedberg, im größeren Zusammenhang dargestellt werden. 

Das Grabmal von Flavius Vettius in Derching.

Der Inschrift Sockel eines Grabmals, welcher einen ganz besonderen römischen Fund aus Derching darstellt, rückte zum Auftakt der Veranstaltungsreihe in den Blickpunkt. Das Derchinger Grabmal wurde bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der 9. christlichen Kirche St. Fabian und Sebastian entdeckt.

Zu Beginn des Vortrags begrüßte die Museumsleiterin Alice Arnold-Becker als Referenten herzlich den Historiker Prof. Dr. Karlheinz Dietz, welcher aus Regensburg kommt. Prof. Dr. Karlheinz Dietz erklärte in seinem Vortrag die Entdeckung des Grabmals sowie einige andere wichtige Randdaten. So zum Beispiel, das Johannes Jacobs im Jahre 1907 eine Entdeckung in der Südwestecke der Derchinger Pfarrkirche Kirche St. Fabian und Sebastian machte. Es war der Sockel eines römischen Grabmals.

Nachdem die Fertigstellung des Pfarrkirchen Neubaus und einer Aussegnungshalle im Jahre 1965 abgeschlossen war, ließ der damalige ortsansässige Pfarrer Anton Moser den Grabmal Sockel bergen. Anton Moser lies den Grabstein für jedermann sichtbar und mit Erläuterungstexten an einer geschützten, für jeden zugänglichen, Stelle in der Aussegnungshalle aufstellen.

Was hat die Inschrift des Grabmals zu bedeuten?

Die frühere Entzifferung der fragmentierten lateinischen Inschrift auf dem neun Zentner schweren Grabmal Block aus Süßwasser Kalkstein/Tuff wurde erst kürzlich durch den Historiker Prof. Dr. Karlheinz Dietz überarbeitet und lautet in der Übersetzung: 

„Hier ruht Flavius, Sohn des Titus aus dem Geschlechte der Claudier und Savarer, Sachwalter des Rätischen Staates. Gemäß testamentarischer Verfügung des Flavius selbst haben seine Freigelassenen und Erben Quintilianus und Fortunatus, ihrem besten Schutzherrn um 14 000 Sesterzen dieses Denkmal gesetzt. Er lebte 49 Jahre.“ 

In seiner Ausführung gab der Historiker Prof. Dr. Karlheinz Dietz zudem Einblicke in das gesellschaftliche Leben der römischen Verwaltung im Umfeld des Verstorbenen.  Flavius Vettius gehörte zu den wohlhabendsten Personen der Provinz Rätien. Allein um seine berufliche Stellung als Anwalt für Erbschaftsangelegenheiten „advocatus fisci“ ausüben zu können, musste er ein Vermögen von mindestens 400 000 Sesterzen nachweisen. In seiner Funktion erhielt er ein Jahreseinkommen von 60 000 Sesterzen. Welch großer Verdienst es war, wird klar, wenn hierfür der Tageslohn von einfachen Soldaten und Handwerkern von ein bis zwei Sesterzen gegenübergestellt wird. Allerdings dürfte sich seine Beliebtheit innerhalb der Gesellschaft in Grenzen gehalten haben, da er die Erbschaft Abgaben zu veranlassen hatte.

Die geheimnisvolle Bedeutung des Grabmals.

Aufgrund seines hohen Vermögens ist das sieben Meter hohe und aufwendig gestaltete Grabmal nichts Außerordentliches. Nach heutigen Kenntnissen gab es in Rätien dennoch nur ein Grabmal, dessen Errichtung mehr als 14 000 Sesterzen gekostet hat. 

Die einzigartige Bedeutung für Derching ist die Benennung der Personen auf der Grabmal Sockelinschrift. Denn es handelt sich hierbei um die ersten hier lebenden, namentlich bekannten und dokumentierten „Derchinger“, ca. 150 nach Christus: Titus Flavius Vettius, Quintilianus und Fortunatus. Flavius Vettius starb hier, 500 Kilometer von seiner Heimat Savaria (Pannonien, heutiges Ungarn) im Alter von 49 Jahren. Zur damaligen Zeit erreichten nur ca. vier Prozent der Bevölkerung dieses Alter.

Am 30.09.2019 erschien in der Friedberger Allgemeinen der Artikel “Der erste Derchinger war ein reicher Mann” von Leonhard Knauer. Wir nehmen in diesem Blogeintrag Bezug auf diesen Artikel.